Was ist Angst überhaupt?
Angst ist ganz normal. Jedes Lebewesen wird mindestens einmal im Leben das Gefühl der Angst spüren. Meistens wird dieses Gefühl als sehr unangenehm wahrgenommen. Diejenigen, die das Gefühl öfter spüren, denken sich dabei: „Ohne Angst, wäre mein Leben so viel einfacher“.
In welchen typischen Situationen entstehen Ängste?
Es gibt unzählige Situationen, in denen Menschen Angst verspüren. In neuen unbekannten Situationen, beim Vorstellungsgespräch, in Prüfungssituationen, beim Dating oder auch bei einem Spaziergang in der Dunkelheit können Unsicherheiten und Ängste entstehen. Auch beim Anblick einer süßen haarigen Hausspinne, die uns gar nichts antun kann, löst bei einigen Menschen Angst aus. Theoretisch kann man überall Ängste entwickeln. Denn das Gefühl der Angst zählt – neben Freude, Überraschung, Traurigkeit, Ekel und Furcht – zu unseren Grundgefühlen und ist sogar in einem gewissen Maße sinnvoll.
Warum ist Angst zu haben wichtig und sinnvoll?
Ohne Angst hätte unsere Spezies bis jetzt gar nicht überleben können. Für Höhlenmenschen war es sehr wichtig, bei dem Zusammentreffen mit einem Säbelzahntiger Angst zu bekommen. Denn in solchen Momenten signalisierte der Körper Folgendes: „Vorsicht, Gefahr!“ und „Mach dich bereit!“. Bereit wofür?
Wenn wir das Gefühl verspüren, dann stehen uns drei Möglichkeiten offen: Kampf, Flucht oder Starre. Vielleicht kennst diese drei Reaktionen ja auch. Die Flucht dient dazu vor der Gefahr schnell abzuhauen und sich in die Sicherheit zu begeben. Der Kampf hilft sich gegen Gegner zu wehren und das Erstarren, um ermöglicht uns „unsichtbar“ bzw “uninteressant” für das Raubtier zu machen.
Wöfür ist Angst also gut? Was genau steckt dahinter?
Jeder möchte sich sicher fühlen und sein Leben unbeschwert leben. Aber wenn das Leben auf irgendeiner Weise bedroht wird, dann wird es kritisch. Dann wollen wir die Sicherheit wiederherstellen. Wir wollen überleben. Wie machen wir das? Indem wir uns aus der Gefahrensituation begeben und uns in Sicherheit begeben. Kurz gesagt: Wir haben das Bedürfnis nach Sicherheit. Denn Sicherheit fördert das Überleben. Das ist für viele klar, dann kommt bei meinen Klienten immer das ABER: “Ich befinde mich ja nicht in der Wildnis, wo mich ein wildes Tier jagt. Wenn eine Prüfungssituation bevorsteht oder wenn ich neue Menschen kennenlerne, dann geht es ja dabei nicht um’s Überleben.”
Doch! Mehr oder weniger schon. Denn selbst Ängste in sozialen Situationen – vor allem in unserer heutigen Gesellschaft – sind sinnvoll. Dabei geht es zum Beispiel um die Angst vor Zurückweisung. Dahinter steckt das Bedürfnis nach Gemeinschaft und Zugehörigkeit. Warum ist das so wichtig für uns? Wir Menschen sind nämlich Herdentiere. Mit dem Gefühl der Zugehörigkeit geht der gegenseitige Schutz, Fürsorge und in nachhinein auch Fortpflanzung einher. Das alles ist für das Überleben des Menschen wichtig. Das war damals so, und heute ist das nicht anders. Schlussfolgernd kann man sagen: Wir brauchen andere um zu überleben.
Was passiert im Körper, wenn wir Angst haben?
In angsterfüllten Situationen „zeigt“ unser Körper uns durch bestimmte Körperreaktionen, dass irgendetwas nicht stimmt. Das passiert innerhalb von Sekundenbruchteilen (z.B. durch einen Adrenalinstoß). Doch wie genau macht sich Angst körperlich bemerkbar?
Körperliche Vorgänge bei Angst
Bestimmte Botenstoffe in unserem Gehirn sorgen bei der Wahrnehmung einer möglichen Bedrohung dafür, dass unsere Atmung, unser Kreislauf, unsere Muskulatur und unser Stoffwechsel auf Hochtouren laufen. Unser Herz pumpt nun mehr Blut in unsere Muskeln und sorgt zusammen mit einer erhöhten Atemgeschwindigkeit dafür, dass diese mit mehr Energie (Sauerstoff und Zucker) versorgt werden, damit wir etwa schnell wegrennen oder „kämpfen“ können. Muskeln spannen sich an und auch unsere Schweißdrüsen arbeiten dann verstärkt. Allerdings nur die zentralen Muskeln, sodass „unwichtigere“ Körperregionen, wie Hände und Füße, weniger durchblutet werden und dann kalt werden können. Außerdem weiten sich unsere Pupillen, da wir in Gefahrensituationen so viele visuelle Reize aufnehmen wollen wie möglich und uns das sehen dadurch erleichtert wird. Auch unser Gehör kann sich verschärfen. Jedoch werden unsere Verdauungsorgane, Haut und auch unser Gehirn dann im Umkehrschluss mit weniger Blut versorgt. Deshalb kann es bei Angst sein, dass auf einmal Harn- oder Stuhldrang eintritt, wir „schreckensbleich“ werden, wir „Gänsehaut“ bekommen und unser Denkvermögen eingeschränkt ist.
Angstsymptome
Aufgrund dieser starken körperlichen Reaktionen, erleben Personen mit einer Angststörung, vor allem aber während einer Panikattacke, häufig folgende Symptome:
- Gefühl der Depersonalisation: Ein Zustand, in dem man sich selbst irgendwie fremd fühlt; so als würde man sich wie in einem Film von außen betrachten
- Schwindelgefühl
- Ohnmachtsgefühl
- Erstickungsgefühl
- Atemnot
- Brustschmerzen
- Herzrasen
- Bauchschmerzen
- Zittern
- „weiche Knie“
- Angst zu sterben
- Angst vor Kontrollverlust
Vor allem der letzte Punkt stellt ein wichtiges Merkmal für pathologische Angst dar. Des Weiteren werden die Angstreaktion bzw. damit in Verbindung stehendes Vermeidungsverhalten (z.B. vor angstauslösenden Situationen) subjektiv als belastend und unangemessen erlebt. Außerdem treten diese Angstreaktionen konsistent und über einen längeren Zeitraum auf. Dadurch kommt es zu Beeinträchtigungen im sozialen, familiären und/oder beruflichen Kontext und Betroffene leiden sehr darunter.
Wann ist Angst nicht mehr berechtigt bzw. „normal“?
In Anbetracht auf die „Hinweisfunktion“ von Angst, ist diese als „berechtigt“ bzw. „normal“ zu bewerten, solange sie uns vor einer realen Gefahr in einem angemessenen Maße alarmiert und auf entsprechendes Verhalten vorbereitet. Nicht mehr „normal“ ist sie zum einen also dann, wenn die Reaktion zu extrem ausfällt. Zum anderen ist Angst unangemessen, wenn in der Situation oder vor einem Gegenstand o.Ä. gar keine reelle Gefahr von ausgeht. Ein Beispiel ist dabei die süße haarige Kellerspinne, denn diese stellt für uns keine lebensbedrohliche Gefahr dar.
COVID-19 Pandemie und globale Angstzustände.
In einigen Fällen ist es schwer zwischen realer, angemessener Angst und nicht-realer, unangemessener Angst zu unterscheiden.
Grade in Zeiten von COVID-19 ist diese Differenzierung bei einer Angststörung besonders schwierig: Der Keimphobie oder auch Mysophobie, also der Angst vor Schmutz und Ansteckung durch Bakterien oder Viren. Man sagt auch, dass Angststörung den sogenannten Zwangsängsten zugehört, da sie in der Regel mit einem Wasch- und Putzzwang einhergeht, bei denen die Betroffenen bei tatsächlichem oder vermeintlichem Kontakt mit Schmutz versuchen, durch bestimmte Reinigungsrituale die befürchtete Ansteckung bzw. Infektion abzuwenden.
Zwangsstörungen können je nach Art der Klassifizierung auch zu den Angststörungen gehören. Vor allem für Personen mit solchen Ängsten ist die aktuelle Lage besonders schwierig. Verhaltensweisen – wie häufiges Waschen und Desinfizieren der Hände, welche vor Corona in dem Ausmaß noch als übertrieben galten, werden auf einmal als legitim, ja, sogar als normal, angesehen. Denn nun ist die Gefahr ja tatsächlich da und somit auch die Angst, sich oder andere anzustecken, angemessen. Doch nicht nur für bereits Betroffene ist diese Situation schwierig, denn auch bei vorher nicht betroffenen Personen, die jedoch anfällig für die Ausprägung einer Angststörung sind, kann sich hier eine solche manifestieren. Selbst für Fachleute ist es momentan oft nicht leicht, zwischen vorsichtigem und sehr gewissenhaftem und krankhaftem Verhalten zu unterscheiden. Wichtig für eine Diagnose sind hier jedoch, wie auch bei allen anderen Angststörungen wieder folgende allgemeine Kriterien:
Eine als sehr intensiv empfundene und langanhaltende Angst, das Gefühl der Unkontrollierbarkeit und das Ausmaß des Leidensdrucks durch deutliche Einschränkungen in der Lebensführung.
Welche Angststörungen gibt es?
Angststörungen gehen alle mit den oben beschriebenen körperlichen Symptomen einher. Inhaltlich können sie sich aber stark voneinander unterscheiden. Dazu gehören Phobien, welche sich auch bestimmte Situationen, Objekte oder Umgebungen/Räumlichkeiten beziehen, welche objektiv keine Gefahr darstellen. Eine weitere Form sind die diffusen, unspezifischen Ängste, welche eher spontan auftreten, also nicht durch Situationen oder Objekte ausgelöst werden.
1. Phobien
Spezifische Phobien
- vor Tieren, z.B. Spinnen, Schlangen, Insekten oder anderen. Meist werden die abrupten, unberechenbaren Bewegungen der Tiere befürchtet vor Naturereignissen, z.B. Gewitter, Sturm oder Wasser
- Situationen: Fahrstühle, Tunnel, Züge, Menschenmenge oder enge Räume (Überlappung mit Agoraphobie, siehe unten)
- Blut, Spritzen, Verletzungen (große Angst vor Arztbesuchen oder Spritzen)
- andere: z.B. Ersticken, kostümierte Personen, Infektionen (z.B. durch Insektenstich, Milben, Zecken)
Soziale Phobie
- große Angst und Unsicherheit in Situationen, die mit zwischenmenschlichen Interaktionen und Leistungen, z.B. Vortrag halten, in Verbindung stehen (aber auch vor anderen Personen schreiben, essen, reden/telefonieren,…)
2. Diffuse, unspezifische Ängste
Agoraphobie
- große Angst und dadurch oft Vermeidung von Orten und Situationen, von denen die sofortige Flucht in eine als sicher empfundene Umgebung schwierig erscheint und/oder ihnen nicht sofort geholfen werden kann (z.B. offene Plätze, Verkehrsmittel, Menschenmengen, Warteschlangen, Fahrstühle, Tunnel, Einkaufszentren, etc.)
- Diese Angst tritt, in Abgrenzung zur spezifischen Angst vor bestimmten Situationen, in keiner spezifischen Situation auf
Panikstörung
- wiederholtes Auftreten von Panikattacken (= plötzlich auftretende, zeitlich begrenzte Zustände, welche mit den oben genannten intensiven körperlichen Reaktionen (z.B. Herzrasen, Schwindel, Atemnot) und kognitiven Symptomen (z.B. Angst vor Kontrollverlust oder zu sterben), ohne einen erkennbaren externen Auslöser, d.h. nicht als Reaktion auf eine spezifische Situationen, ein spezifisches Objekt oder eine besondere Anstrengung
- in Folge kommt es zu deutlichen Verhaltensänderungen (z.B. ständiges Aufsuchen medizinischer Hilfe, beruhigende Medikamente oder Mitführen eines Handys, um Hilfe schnell rufen zu können) und auch anhaltende Sorgen bzgl. dieser Panikattacken
Generalisierte Angststörung
- stark ausgeprägte und anhaltende ängstliche Erwartungen und Sorgen über viele Lebensbereiche hinweg
- Unterscheidung zwischen Typ-I-Sorgen („alltägliche“ Ereignisse wie Unfälle oder Krankheiten) und Typ-II-Sorgen (Sorgen über Sorgen, z.B. „Vor lauter Sorgen kann ich nicht mehr schlafen, bin dann zu müde, werde Fehler an der Arbeit machen und dann meinen Job verlieren“)
- die Betroffenen leiden neben den Gedanken an den körperlichen Manifestationen der Angst, wie starker körperlicher Anspannung und Übererregbarkeit, z.B. in Form von Schwindelgefühlen, Schwitzen, Herzbeschwerden
Weitere psychische Erkrankungen mit Bezug auf Ängste:
Wie oben bereits erwähnt, gehören je nach Klassifikationssystem (ICD-10 bzw. ICD-11 oder DSM-IV bzw. DSM-5) auch Zwangsstörungen und die Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) zu dem Spektrum der Angststörungen.
Wie entstehen Angststörungen?
So wie es eine Vielzahl an verschiedenen Angststörungen gibt, gibt es auch diverse mögliche Gründe für ihre Entstehung. Zum einen gibt es einige Risikofaktoren, welche die Auftretenswahrscheinlichkeit einer Angststörung erhöhen. Dazu gehört etwa das Geschlecht – Frauen haben etwa ein doppelt so hohes Risiko wie Männer, eine genetische Vorbelastung in der Familie, alleinlebende Personen und bestimmte Lebensereignisse. Dazu zählen etwa der Tod oder die plötzliche schwere Erkrankung eines Angehörigen oder Freundes, Schwangerschaft oder auch die Geburt.
Generell wird, wie bei vielen anderen psychischen Störungen auch, davon ausgegangen, dass eine Wechselwirkung zwischen einer angeborene Disposition und einem erhöhten Stress-Level (wann dort die Grenze erreicht ist, ist also von Person zu Person unterschiedlich) zur Entstehung von Angststörungen beitragen können.
Besonders wichtig sind allerdings auch bestimmte Lernprozesse. Vor allem die spezifischen Angstreaktionen hängen nämlich von Erfahrungen ab, welche meist in der Kindheit zugrunde liegen. Diese können beeinflussen, wie wir bestimmte Situationen oder Dinge wahrnehmen und bewerten. Wenn wir diese etwa aufgrund einer schlechten Erfahrung als negativ bzw. gefährlich bewerten, kann es infolgedessen zu einem Vermeidungsverhalten diesen gegenüber kommen, da wir verständlicherweise sicher sein wollen.
Das Problem ist jedoch, dass wir diese negativen Erfahrungen und die Ängste übergeneralisieren. Als Beispiel: Eine Person mit einer sozialen Angststörung, wurde in der Kindheit gehänselt und während Vorträgen in der Schule ausgelacht. Darauf entwickelt sich eine Angst, vor anderen Leuten, vor allem in Leistungssituationen, zu sprechen, welche sich dann z.B. auch bei Vorträgen in der Uni bemerkbar macht, obwohl hier keiner gelacht hat. Auch die Ausweitung auf andere Lebensbereiche, z.B. jemanden anzusprechen, ist möglich. Die Person versucht dann, solchen Situationen aus dem Weg zu gehen. Das Problem ist hierbei jedoch, dass keine korrigierende Erfahrung gemacht werden kann, also z.B. einen Vortrag zu halten, ohne dass die Person ausgelacht wird.
Wie kann man Ängste behandeln?
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Angststörung von alleine wieder weggeht, liegt bei unter 20% und somit nicht sonderlich hoch. Außerdem besteht bei einer Nicht-Behandlung ein hohes Risiko, dass sich im Verlauf der Störung aufgrund des Leidens und der oftmals enormen Lebenseinschränkungen noch weitere psychische Störungen entwickeln, wie vor allem Depressionen, weitere Angstprobleme aber auch Substanzmissbrauch bzw. -abhängigkeit. Deshalb ist es so wichtig, sich bei einem Verdacht auf eine Angststörung rechtzeitig Hilfe zu suchen. Dabei kann mit speziellen Medikamenten, psychotherapeutischen Interventionen oder einer Kombination aus beidem geholfen werden.
Medikamentöse Interventionen
Bei Angststörungen können angstlösende Medikamente (sogenannte Anxiolytika) eingesetzt werden. Dazu gehören verschiedene selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), Monoaminoxidase-Hemmer (MAOI) und auch teilweise Benzodiazepine. Insgesamt wird die Wirkung allerdings als eher mäßig bis moderat eingeschätzt und bringt auch einige Risiken mit sich, wie bspw. den falschen Umgang und das Abhängigkeitspotenzial bei Benzodiazepinen sowie die Einnahme der Rolle von Sicherheitssignalen. Es ist also sehr wichtig, zusätzlich bzw. vor allem psychotherapeutisch zu behandeln.
Psychotherapeutische Interventionen
Vor allem aufgrund der Individualität bezüglich Entstehung (z.B. durch Lernerfahrung), Aufrechterhaltung und natürlich auch Inhalt der Angststörung, sollte die Therapie auch gut an den Patienten angepasst werden. Eine häufig eingesetzte Intervention im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie ist die sogenannte Expositionsbehandlung. Zu Beginn wird versucht rauszufinden, welche Situationen oder Reize genau die jeweilige Angst auslösen sowie typischen Verhaltensweisen, wie Vermeidungs- bzw. Sicherheitsverhalten. Danach wird der Patient mit dieser Situation bzw. diesem Reiz konfrontiert (die sogenannte Exposition). Wichtig ist dann, dass das Vermeidungs- bzw. Sicherheitsverhalten nicht ausgeführt wird. Das Ziel des Ganzen ist es, dass der Patient merken soll, dass die Anspannung, die sonst als nicht auszuhalten schien, nach einer gewissen Zeit abfällt, ohne dass das Sicherheitsverhalten ausgeführt werden musste und auch ohne dass es zu der befürchteten katastrophalen Folge kam. Eine Art „Umlernen” kann also stattfinden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie die Exposition bzw. auch Reizkonfrontation genannt, durchgeführt werden kann. In der Regel geht man hier anhand einer Angsthierarchie stufenweise vor – also man beginnt nicht gleich mit der maximal angstauslösenden Situation. Außerdem ist es möglich, eine Exposition auch nur rein in der Vorstellung des Patienten durchzuführen. Während des stufenweisen Vorgehens können zusätzlich auch während der Konfrontation Entspannungstechniken eingesetzt werden, um eine Beruhigung zu erzielen. Hier kann der Patient ebenfalls lernen, dass es in der Situation nicht zu der befürchteten Folge gekommen ist und hat währenddessen auch immer wieder die Möglichkeit, seine Art der Situationsbewertung (also ob tatsächliche Gefahr vorhanden ist oder nicht) zu überprüfen und schließlich zu verändern.
Da Ängste meist mit den vielen körperlichen Symptomen zusammen auftreten und sich diese auch gegenseitig bedingen (d.h. wenn die betroffene Person etwa erhöhten Herzschlag bemerkt und eine Situation dann deshalb mit Angst in Verbindung bringt und nicht nur umgekehrt) und aufrechterhalten können, können verschiedene Techniken und Übungen eingesetzt werden:
- Entspannunsgverfahren
- Autogenes Training
- Phantasiereisen
- Progressive Muskelentspannung (PMR)
- Hypnose
- Achtsamkeitstraining
- Biofeedback-Therapie
- Massagen
- Wärme
- Sport
- Selbsthilfegruppen
Falls du das Gefühl haben solltest, dass manches auf dich zutrifft und du unter einer Angststörung leiden könntest, kannst du hier gerne einen kurzen Selbsttest machen. Dieser kann einen Hinweis darauf geben, ob die Wahrscheinlichkeit einer vorliegenden Zwangsstörung gegeben ist. Natürlich kannst du mich auch ohne diesen Test gerne kontaktieren. In einem Gespräch können wir uns dann etwas kennenlernen und weiteres Vorgehen besprechen. Neben Einzelgesprächen habe ich auch eine Online-Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen, in der wir dich herzlich willkommen heißen würden. Außerdem biete ich auch Achtsamkeitstraining an, welches du auch gerne in Anspruch nehmen kannst.
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