Flow. Der „Fluss“ zum Glück
Flow. So gut wie jeder kennt die Aussage: „Ich bin gerade voll im Flow“. Aber was bedeutet Flow eigentlich, wie fühlt sich das an und welche Vor- und Nachteile hat es?
Was versteht man unter dem Begiff “Flow”?
Beim Flow vertieft man sich vollkommen in eine Tätigkeit und geht in ihr so richtig auf. Dieses Flow-Erleben kann in verschiedenen Situationen auftreten. Zum Beispiel bei der Arbeit, beim Sport, beim Musizieren und vielen anderen Tätigkeiten auftreten. Der Vorteil des Flow-Gefühls kann dazu führen, dass man im Beruf erfolgreicher ist, beim Sport mehr Leistung zeigt und auch beim Musizieren große Vorschritte macht. Mit anderen Worten: Man ist so richtig bei der Sache. Der Fokus liegt nur bei der Tätigkeit. In dem Moment vergisst man alles um sich herum.
Wie kommt es zum Flow-Erleben?
Damit dieses Flow-Gefühl eintreten kann, muss eine perfekte Balance zwischen Anforderung und der eigenen Fähigkeit bestehen. Das heißt, dass die Aufgabe (1) nicht zu schwer sein darf und (2) den eigenen Fähigkeiten entsprechen muss. So fühlt man sich dadurch nicht überfordert und kann die Aufgabe optimal bzw ohne Probleme bewältigen. Die Aufgabe darf aber auch nicht zu leicht sein, da sonst schnell ein Gefühl der Langeweile und Unterforderung entstehen kann. Es ist also von Nöten, dass man über eine gewisse Selbstwirksamkeit innerhalb dieser Aufgabe verfügt (zum Blogartikel “Positives Mindset”). Durch dieses perfekte Maß an Anforderung und dem eigenen Können, stellen sich positive Emotionen ein, die als angenehm wahrgenommen werden. Diese führen laut der Broaden-and-Build-Theorie zu einem Kreislauf von positiven Emotionen (zum Blogartikel “Positive Psychologie” ).
Aspekte des Flow
Laut dem Erfinder des Flow-Begriffes namens Csíkszentmihályi setzt sich das Flow-Erleben aus mehreren Aspekten zusammen.
- Die Tätigkeit führt zu einem Ziel.
- Die Tätigkeit führt zu einer unmittelbaren Rückmeldung.
- Die Tätigkeit ist autotelisch.
- Der Fokus liegt nut auf der Tätigkeit.
- Die Anforderung passt zu den eigenen Fähigkeiten.
- Während der Tätigkeit entsteht ein Gefühl von Kontrollerleben.
- Die Tätigkeit kann mühelos durchgeführt werden.
- Alles um uns herum wirkt unwichtig. Nur die Tätigkeit zählt in dem Moment.
- Das Gefühl für Zeit geht verloren.
- Die Tätigkeit wird bewusst ausgeübt.
„Flow ist der Schlüssel zu einem reichen, produktiven Leben.“
Mihály Csíkszentmihályi, 1996
Wie erkennt man den Flow?
Flow-Paradoxon. Ein Flow-Erleben kann nur rückblickend wahrgenommen werden. Zu sagen „Ich bin gerade voll im Flow“ ist technisch gesehen überhaupt nicht möglich. Im Flow-Zustand wird nämlich, alles was nicht mit der Flow-auslösenden Tätigkeit zu tun hat, nicht wahrgenommen. Mit anderen Worten: die positiven Emotionen, die während einer Flow-Tätigkeit entstehen, lassen sich also erst rückblickend wahrnehmen.
Was passiert während des Flow-Erlebens genau?
Wenn man sich im Zustand des Flow befindet, konnte es wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass der Cortisol-Spiegel erhöht wird. Bei Cortisol handelt es sich um ein Stresshormon welches dafür sorgt, dass Glukose für das Gehirn bereitgestellt wird und so zu einem erhöhten Blutdruck führt, damit man in Stress-Situation besser agieren kann. Wenn der Cortisol-Spiegel hoch ist, kann es zu negativen Veränderungen in Hinsicht auf Lernbereitschaft und Aufmerksamkeit kommen.
Da beim Flow der Cortisol-Spiegel jedoch nur leicht erhöht wird, kann so für die Handlung Unwichtiges ausgeblendet werden und man kann mit erhöhter Ausdauer und größerer Konzentration sich der Aufgabe besser widmen.
Wer kann diesen Zustand herbeiführen?
Autotelische Persönlichkeit. Im Prinzip kann jeder Mensch in den Flow geraten. Wichtig dabei sind die oben beschriebenen Eigenschaften einer Tätigkeit. Diese Kriterien sollten größtenteils erfüllt sein. Wenn eine Aufgabe zu schwer oder zu einfach ist, entsteht eher Überforderung oder Unterforderung. Flow ist genau die goldene Mitte. Dabei entstehen zufriedenstellende, positive Emotionen. Es gibt jedoch Menschen, die öfter in diesen Zustand des Flows kommen; und zwar Menschen mit einer autotelischen Persönlichkeit. Was das heißt? Also „autos“ bedeutet “selbst” und „telos“ bedeutet “Ziel”. Autotelisch bedeutet somit, dass in der Tätigkeit selbst das Ziel liegt. Oder mit anderen Worten: “Der Weg ist das Ziel.” Die Motivation kommt von Innen (intrinsisch) und ist somit nicht von äußeren Dingen abhängig. Menschen mit dieser Persönlichkeitsstruktur fällt es leichter Flow-Erlebnisse zu haben. Diese Menschen macht Folgendes aus:
- Sie setzen ihre Ziele selbst und im realistischen Ausmaß.
- Sie sind kreativ und innovativ. Die Ideen fließen einfach so.
- Sie können sich leicht zu der Flow-Tätigkeit motivieren.
- Sie sehen Schwierigkeiten mehr als Herausforderungen.
- Sie kreieren eine Balance zwischen den eigenen Fähigkeiten und den Anforderungen einer Tätigkeit.
- Sie leben in dem Moment und legen den Fokus auf die Tätigkeit, die sie ausführen.
- Sie sind zu 100% bei der Sache und arbeiten effektiver.
- Sie erleben Erfolgserlebnisse und steigern ihr Selbstwertgefühl.
- Sie fühlen sich glücklicher und zufriedener im Alltag, was mit einer hohen Lebenszufriedenheit einhergeht.
Quellen
Blickhan, D. (2015), Positive Psychologie. Ein Handbuch für die Praxis (2. Auflage), Paderborn: Junfermann
Schiefele, U. (2017), Flow-Theorie (Csíkszentmihályi). In M. Wirtz (Hrsg.), Dorsch- Lexikon der Psychologie (18. Aufl. S.873). Bern: Hogrefe Verlag