Warum wird man ausgerechnet am Wochenende oder im Urlaub krank? 

Leisure Sickness Syndrom – Was ist das eigentlich?

Leisure Sickness Syndrom beschreibt das Auftreten von Krankheitssymptomen oder Unwohlsein während der Freizeit oder im Urlaub, während eine Person normalerweise gesund ist, wenn sie arbeitet oder unter Stress steht.

Krank im Urlaub? Freizeit und Urlaub werden im Allgemeinen mit angenehmen Gefühlen, Entspannung und Wohlbefinden in Verbindung gebracht. Während der Freizeit fühlt man sich einfach gut und entspannt. Dies wird auch in psychobiologischen Messungen deutlich. Zum Beispiel wurden während der Freizeit eine Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz festgestellt. Zudem nimmt die Produktion von Stresshormonen wie Adrenalin erheblich ab.

Doch es gibt Menschen, die eine ganz andere Erfahrung in ihrer Freizeit oder im Urlaub machen. Diese fühlen sich – insbesondere an Wochenenden und im Urlaub, also in ihrer Freizeit – besonders unwohl und entwickeln dabei bestimmte unangenehme Symptome. Krank nur am Wochenende, oder auch krank im Urlaub? Das macht doch keinen Spaß! So kann man nicht seine kostbare Freizeit genießen! Aber was steckt dahinter? Wer leidet besonders unter dem sogenannten “Leisure Sickness Syndrom?”

 

Freizeitkrankheit – Was steckt dahinter?

Das Konzept des Leisure-Sickness-Syndroms basiert auf der Beobachtung, dass einige Menschen dazu neigen, körperliche oder psychische Beschwerden zu entwickeln, wenn sie sich entspannen oder in den Urlaub fahren. Diese Beschwerden können beispielweise Kopfschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit, Erkältungssymptome, Gereiztheit oder depressive Stimmung umfassen. Diese Symptome verschwinden oft, wenn die Urlaubszeit vorbei ist und die Person zur Arbeit zurückkehrt oder mit stressigen Aufgaben erneut konfrontiert wird.

Symptome während des Leisure Sickness Syndroms

 

Welche Beschwerden kann man während des Urlaubs entwickeln?

Beim Leisure-Sickness-Syndrom können verschiedene Symptome auftreten. Die häufigsten Beschwerden umfassen:

  1. Kopfschmerzen: Dies können Spannungskopfschmerzen oder migräneähnliche Kopfschmerzen sein.
  2. Müdigkeit: Eine anhaltende Müdigkeit oder ein Gefühl der Erschöpfung trotz ausreichender Ruhe und Schlaf.
  3. Erkältungssymptome: Eine laufende Nase, verstopfte Nase, Halsschmerzen oder leichte grippeähnliche Symptome.
  4. Übelkeit: Ein unangenehmes Gefühl im Magen oder der Magen-Darm-Trakt kann betroffen sein.
  5. Muskelschmerzen: Schmerzen oder Verspannungen in den Muskeln, insbesondere im Nacken- und Schulterbereich.
  6. Gereiztheit: Reizbarkeit, Nervosität oder Stimmungsschwankungen können auftreten.
  7. Depressive Stimmung: Gefühle von Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit oder verminderter Freude können während der Freizeit oder im Urlaub auftreten. Mehr dazu erfährst du hier:

Wer ist am häufigsten krank im Urlaub oder am Wochenende? Das Leisure Sickness Syndrom in Deutschland:

Eine Stude der Internationalen Fachhochschule Bad Honnef-Bonn zeigt, dass ein Großteil der deutschen Bevölkerung von der Freizeitkrankheit betroffen ist (Etzkorn, 2010).

55,9 % der Befragten waren betroffen (Etzkorn, 2010).
Leisure-Sickness Betroffene 55.9%
Aufteilung nach Geschlecht
Frauen 55%
Männer 45%

Welche Beschwerden werden am häufigsten genannt? Welche Beschwerden kommen häufig am Wochenende und welche im Urlaub vor?

Laut einer niederländischen Studie der Universität Tilburg kommen folgende Beschwerden am häufigsten vor.

Am Wochenende kommen folgende Symptome häufig zum Vorschein:
Kopfschmerzen 67.7%
Erschöpfung 34.4%
Muskelschmerzen 24.4%
Schmerzen allgemein 18.9%
Energiemangel 17.8%
Übelkeit 17.8%
Rücken 11.1%
Erbrechen 11.1%

Quelle: Vingerhoets, A. J., Van Huijgevoort, M., & Van Heck, G. L. (2002).

Im Urlaub kommen folgende Symptome häufig zum Vorschein:
Kopfschmerzen 54.4%
Erkältung / Grippe 48.9%
Erschöpfung 27.8%
Muskelschmerzen 26.7%
Übelkeit 20%
Energiemangel 16.7%
Schmerzen allgemein 14.4%

Quelle: Vingerhoets, A. J., Van Huijgevoort, M., & Van Heck, G. L. (2002).

Schwerwiegende Erkrankungen auf Reisen und akute medizinische Fälle während des Urlaubs

Es wurden inzwischen auch weitaus schwerwiegendere und umfassendere Auswirkungen beobachtet. Studien berichten von einem Anstieg der Sterblichkeitsrate während der Ferien. Dieser Anstieg wird mit Herzinfarkten und Schlaganfällen in Verbindung gebracht. Dabei wurden die Suizide aufgrund von psychischen Erkrankungen (wie beispielsweise eine Depression oder Psychose) auf einer Reise noch gar nicht dazugerechnet.

Herzinfarkt. Herzinfarkte sind eine häufige Todesursache während der Ferienzeit, insbesondere in den Morgenstunden. Bestimmte Urlaubselemente wie sportliche Aktivitäten, Alkoholkonsum, Essgewohnheiten, Sex und mentaler Stress können akute Auslöser für Herzinfarkte sein. Die Anzahl der Herzinfarkte steigt besonders um Weihnachten, wahrscheinlich aufgrund von übermäßigem Essen, Alkoholkonsum und stressigen familiären Situationen. Eine Studie ergab auch, dass Herzinfarkte bei jungen Männern eher am Wochenende als unter der Woche auftreten.

Schlaganfall. Schlaganfälle treten ebenfalls vermehrt an Wochenenden und in den Ferien auf. Es gibt Zusammenhänge zwischen dem Lebensstil und den Triggern für Schlaganfälle. Interessanterweise unterscheiden sich Frauen und Männer in Bezug auf das Auftreten von Schlaganfällen. Frauen zeigen vermehrt Schlaganfälle an Wochenenden und in den Ferien.  Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass Frauen während der Woche eher sitzende Tätigkeiten ausüben, aber am Wochenende und in den Ferien aktiver sind, was das Risiko für Schlaganfälle erhöhen kann. Ein weiterer Faktor ist die Kombination aus sportlichen Aktivitäten und Alkoholkonsum, die mit arteriellem Trauma und Schlaganfällen in Verbindung gebracht wird. Es fällt auf, dass Männer und Frauen unterschiedliche Risikozeiten haben. Frauen erleiden vermehrt Schlaganfälle während der Ferien, während Männer zusätzlich Schlaganfälle am Wochenende aufweisen.

Exkurs: Psychische Beschwerden im Urlaub

Nicht nur der Körper, sondern auch die Psyche kann unter Umständen plötzlich Beschwerden entwickeln.
 
Wann spricht man von einer Depression?
Urlaubsreisen können nicht nur angenehm sein. Reisen können auch mit Stress und Unwohlsein verbunden sein und bereits bestehende Erkrankungen negativ beeinflussen.
 
Reisen mit depressiven Beschwerden. Was tun?
Reisen trotz Depression - Reisen mit psychischen Erkrankungen - Reisetherapie

Wie kann man eine Leisure Sickness Erfahrung vorbeugen? Was kannst DU tun um gesund zu bleiben?

Wichtig! Wer die ersten Anzeichen seines Körpers wie beispielsweise Anspannung, Schmerzen oder Schlafstörungen ignoriert, läuft Gefahr in eine Symptomspirale zu geraten, die stetig schlimmer werden kann und weitere Erkrankungen (wie Burnout, Depression oder Herzinfarkt) mit sich bringen kann. Also achte auf deinen Körper, höre ihm zu, was er dir zu sagen hat und gebe ihm das, was er braucht: Aufmerksamkeit, genug Ruhepausen, gesunde Ernährung, genug Schlaf und regelmäßige Selbstfürsorge. 

Immer wieder krank im Urlaub oder am Wochenende? Das solltest DU dringend ändern:

Text

Christina Miro

Christina Miro

Psychologische Beratung | Coaching | Reisetherapie
Als leidenschaftliche Weltentdeckerin, Psychologin und Reisetherapeutin beschäftige ich mich intensiv mit der Schnittstelle zwischen Reisen, Psychologie und psychischer Gesundheit.

Quellen:

  • Etzkorn, M. (2010). Leisure sickness: A study on the related literature, prevelance and phenomology of the health problem.
  • Kop, W. J., Vingerhoets, A. J. J. M., Kruithof, G. J., & Gottdiener, J. S. (2003). Risk factors for myocardial infarction during vacation travel. Psychosomatic Medicine, 65, 396–401.
  • Marques-Vidal, P., Arveiler, D., Amouyel, P., Ducimetière, P., & Ferriéres, J. (2001). Myocardial infarction rates are higher on weekends than on weekdays in middle aged French men. Heart, 86, 341–342.
  • Van Heck, G. L., & Vingerhoets, A. J. (2007). Leisure sickness: a biopsychosocial perspective. Psihologijske teme16(2), 178-200.
  • Vingerhoets, J. J. M., Van Huijgevoort, M., & Van Heck, G. L. (2002). Leisure sickness: A pilot study on its prevalence, phenomenology, and background. Psychotherapy and Psychosomatics, 71, 311–317.