Mentale Gesundheit in Zeiten von Corona
Mentale Gesundheit in Zeiten von Corona. Corona macht uns aus vielen verschiedenen Gründen Angst. Besonders die Ungewissheit und die Allgegenwärtigkeit des Virus machen uns zu schaffen. Die soziale Isolation und der Lockdown verstärken unsere Ängste. Wir haben keinen strukturierten Tagesablauf mehr und die Gedanken scheinen nur noch um ein Thema zu kreisen: Corona. Das stresst uns und führt zu Unruhe in unserem Körper und unserem Kopf. Dadurch bekommen wir mehr Angst und die unguten Gefühle nehmen zu. Es entsteht ein Teufelskreis.
Grade dieser Kreislauf führt dazu, dass die Corona-Pandemie unsere mentale Gesundheit schwächt. Das geht uns allen so, besonders betroffen sind jedoch Menschen, die schon vor der Krise unter einer psychischen Erkrankung litten.
Wie hat sich unser Verhalten seit Corona verändert?
- Masken tragen
- Regelmäßig Hände waschen und desinfizieren
- Abstand halten
- Menschen meiden
- Kein Händeschütteln oder Umarmungen mehr
- Social distancing
- Wenig Rausgehen
- Möglichst einen Wocheneinkauf machen, anstatt jeden Tag in den Supermarkt gehen
- Hamstereinkäufe
- Haustiere (insbesondere Hunde), adoptieren, um Fluchtimpulse, Einsamkeit und Isolation zu minimieren
- Home-Office und Online-Lehre
Diese Liste könnte man wohl ewig so fortsetzen. Unser ganzes Leben hat sich verändert. Aktivitäten, denen wir früher gern nachgegangen sind, können wir jetzt nicht mehr ausüben. Wir verhalten uns anders und Dinge und Situationen, die wir noch vor einem Jahr für undenkbar gehalten hätten, sind für uns heute zur neuen Normalität geworden. Wenn unser Leben eine 180 Grad Wendung macht, ist es normal, dass auch unsere mentale Gesundheit davon betroffen ist.
Die psychischen Folgen von Corona
Allgemeinbevölkerung
Seit Ausbruch der Pandemie vor etwa einem Jahr wird von Psycholog*innen auf der ganzen Welt viel daran geforscht, wie sich die besonderen Umstände auf die Psyche von psychisch gesunden Menschen auswirken.
Die Ergebnisse der Studien zeigen vor allem eins deutlich, es gibt eine deutliche Zunahme der psychischen Belastung in der Allgemeinbevölkerung. Diese ist ausgelöst durch Stressfaktoren wie Ausgangssperren, Quarantäne oder Isolation. Auch die Überforderung mit der Gesamtsituation während der Pandemie trägt dazu bei.
Die Forsa-Umfrage im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums und des Forschungsinstituts IZA (2020) ergab, dass knapp 70% der Erwachsenen sich emotional belastet fühlen, unter anderem, weil sie sich um die Gesundheit von Angehörigen sorgen.
Verschiedene Studien aus den USA und Finnland ergaben, dass es in der Allgemeinbevölkerung durch die Corona-Pandemie zu mehr Albträumen kommt und viele Menschen zumindest ein Symptom einer psychischen Störung zeigen, darunter Depressionen, Angstzustände und Substanzmissbrauch.
Auch bei uns in Deutschland führt die Pandemie zu kurzfristigen Folgen auf die mentale Gesundheit der Bevölkerung. Zu diesen Folgen zählen ein insgesamt erhöhtes Maß an Ängstlichkeit, Belastung und Depressivität. Auch ein reduziertes Wohlbefinden geht damit einher (Riedel-Heller & Richter, 2020).
Diese Folgen seien jedoch eher eine Reaktion auf die Belastungssituation, in der wir uns zurzeit befinden, als eine psychische Störung im engeren Sinne. Solche psychischen Reaktionen seien normal, und nicht zwingend Ausdruck einer längerfristigen Störung, so Riedel-Heller und Richter (2020).
Was macht Corona mit bereits psychisch erkrankten Menschen?
Was passiert aber, wenn man schon vor Beginn der Pandemie eine psychische Erkrankung hatte? Für Betroffene ist die aktuelle Situation besonders schwer. Das Deutschland-Barometer Depression der Stiftung Deutsche Depressionshilfe (2020) zeigt, dass Menschen mit Depressionen den Lockdown als deutlich belastender wahrgenommen haben. Gerade die mangelnde Tagesstruktur, nur Online-Therapiesitzungen etc. sind für depressive Menschen und Suchterkrankte besonders schwer, so Julia Scharnhorst, Expertin beim Berufsverband Deutscher Psycholog*innen (BDP).
Die Angst vor dem Corona-Virus an sich und einer möglichen Ansteckung sind besonders bei Menschen mit Angststörungen deutlich stärker ausgeprägt. Zudem schafft Corona neue Sorgen und Ängste, wie beispielsweise einen möglichen Job-Verlust, die die Störung weiter verstärken.
Eine Befragung von mehr als 150 Psychiater*innen und Psychotherapeut*innen der Betriebskrankenkasse Pronova (2020) verdeutlicht die Verschlechterung der bereits vorhandenen Erkrankungen. 92% der befragten Psychiater*innen und Therapeut*innen stellten fest, dass die Beschwerden ihrer Patent*innen durch die Pandemie schlimmer wurden. Es wurden deutlich häufiger Angstzustände und Depressionen diagnostiziert. Auch die somatischen Beschwerden der Erkrankten nahmen zu. Darunter fallen beispielsweise Müdigkeit, Erschöpfung und Schmerzen ohne körperliche Ursachen. Es zeigte sich zudem eine Zunahme von Schlafstörungen bei Betroffenen.
Quellen:
- Adorjan, K. et al. (2020). Patienten mit psychischen Erkrankungen und einer SARS-CoV-2-Infektion. MMW-Fortschritte der Medizin; 162 (S29): 3-9.
Deutschland-Barometer Depression (2020). Stiftung Deutsche Depressionshilfe
Mehr psychische Belastung durch Coronakrise (2020). Deutsches Ärzteblatt. - Riedel-Heller, S. & Richter, D. (2020). COVID-19-Pandemie trifft auf Psyche der Bevölkerung: Gibt es einen Tsunami psychischer Störungen? Psychiat Prax 2020; 47: 452-456.
- Schlack, R. et al. (2020). Auswirkung der COVID-19-Pandemie und der Eindämmungsmaßnahmen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Journal of Health Monitoring, 5 (4).
- Winkler, J. et al. (2021). Psychische Belastung während der COVID-19-Pandemie: Konsequenzen für psychiatrisch Erkrankte und therapeutische Implikationen. Nervenarzt (2021).