Soziale Isolation
Gefangen in den eigenen 4 Wänden
Soziale Isolation. Die aktuelle Situation ist belastend. Wir alle können uns mittlerweile etwas unter dem Begriff soziale Isolation vorstellen. Der Lockdown, social distancing und Kontaktbeschränkungen haben im letzten Jahr das Gefühl der Isolation in der Bevölkerung deutlich verstärkt. Aber was macht soziale Isolation überhaupt genau mit uns? Und vor allem, was können wir tun um mit der entstandenen Einsamkeit besser umgehen zu können?
Isolation ist kein neues Phänomen. In der Psychologie umschreibt soziale Isolation einen Zustand, bei dem Menschen wenig bis gar keinen Kontakt zu anderen Menschen haben. Einen Zustand also, in den uns die Corona-Pandemie durch Kontaktbeschränkungen und den Lockdown gebracht hat.
Warum macht uns die Isolation zu schaffen?
Wir empfinden das Isoliertsein als belastend und beklemmend. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass wir unser Bedürfnis nach Autonomie und Kontrolle nicht ausleben können (Blockartikel: Was bedeutet Freiheit?). Die aktuellen, zwingend notwendigen Maßnahmen, erzeugen bei uns extreme Unlustgefühle, so Dr. Moritz Kirchner. Wir verlieren durch die soziale Isolation zudem unsere grundlegende Handlungsfreiheit. Und es liegt in der Natur des Menschen, ungern etwas zu verlieren. Dieses wird aus psychologischer Sicht mit dem Begriff derVerlustaversion erklärt.

Was macht die Isolation mit unserer Psyche?
Viele von uns haben in den letzten Monaten festgestellt, dass das Leben während der Pandemie anstrengend und deprimierend ist. Dr. Samantha Brooks und Kolleg*innen konnten zeigen, dass soziale Isolation sowie Quarantäne zu einem erhöhten Vermeidungsverhalten, sowie mehr Ärger, Langeweile und Frustration führt. Auch das Gefühl, vom Rest der Welt isoliert zu sein, nahm bei den Betroffenen zu. Zudem zeigten die Untersuchungen, dass die soziale Isolation, aufgrund des erhöhten Stressaufkommens, zu Schlafproblemen führen kann.
Für viele Menschen mit psychischen Erkrankungen, wie Depressionen oder Angststörungen, kann die soziale Isolation einen weiteren Belastungspunkt oder einen Auslöser (sogenannte Trigger) ihrer Symptomatik darstellen. Besonders, da viele soziale Kontakte wegfallen und der Besuch von Selbsthilfegruppen nicht stattfinden kann, können Online-Angebote für Betroffene eine wichtige Stütze sein.

Was können wir gegen die psychischen Folgen der Isolation tun?
Eine bewährte Hilfe gegen Schlafprobleme, stellt das Achtsamkeitstraining dar. Dieses kann unter anderem den Schlaf verbessern und zu weniger Ängstlichkeit und Stressminderung beitragen. Achtsamkeitstrainings können selbstständig durchgeführt werden oder in Gruppen angeleitet werden.
Weil durch den Lockdown viele äußere Strukturen wegbrechen, ist es für die psychische Gesundheit entscheidend, sich neue Routinen zu schaffen. Das können beispielsweise tägliche Aufgaben im Haushalt, regelmäßige Mahlzeiten oder gemeinsames Kochen sein.
Auch tägliche Bewegung an der frischen Luft, das Reaktivieren von alten Hobbys oder Aktivitäten, die das Gehirn fordern, können helfen die psychische Belastung und den Stress der aktuellen Situation zu reduzieren.
Natürlich helfen auch regelmäßige Telefonate oder Video-Anrufe mit Freund*innen und der Familie über das Gefühl, von der Welt isoliert zu sein, für einen Moment hinweg. Diese können den echten Kontakt zwar nicht ersetzen, aber trotzdem befriedigend wirken und gut ablenken.
Außerdem sollte man versuchen, den eigenen Nachrichtenkonsum auf zwei Mal täglich zu reduzieren, sodass man wenig, aber gezielt die Nachrichten konsumiert. So setzt man sich nicht mehr dauerhaft mit den Nachrichten auseinander und versetzt sich selbst nicht in einen anhaltenden Alarmzustand. Und kann sich zumindest ein wenig den negativen Gedanken und Gefühlen entziehen.
Tipps im Überblick
- Achtsamkeitstraining
- Tagesstruktur & Routinen schaffen
- Kleine Projekte starten
- Bewegung an der frischen Luft
- Alte Hobbys reaktivieren
- Soziale Kontakte über Telefonate aufrechterhalten
- Nachrichtenkonsum reduzieren
Willberg, H. A. (2019). Achtsamkeitsbasierte Kognitive Seelsorge und Therapie. Springer Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-662-59470-4
Brooks et al. (2020). The psychological impact of quarantine and how to reduce it: rapid review of the evidence. https://doi.org/10.1016/ S0140-6736(20)30460-8
www.deutschepsychotherapeutenvereinigung.de/gesundheitspolitik/aktuelle-meldungen/news-bund/news/psycho-hygiene-tipps-fuer-home-office-und-quarantaene/